My diary

Aufgrund schlechter Wetterprognosen ändern wir unseren Kurs und peilen statt des Ötschers nun Niederösterreichs höchsten Gipfel, den 2076 m hohen Schneeberg an. Diese kurzfristige Neuorientierung scheint den Fahrer zu fordern, der an der geplanten Autobahnausfahrt vorbeifährt. Was zerstreut ihn so?
Nochmals wird umdisponiert: Wir fassen eine Route im Höllental ins Auge, welche einer Klamm entlang auf den 1500 Höhenmeter entfernten Gipfel des Schneebergs führen soll.

sonjaandrea.peter3

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16 Apr 2020

Gewitterfronten elektrisieren

July 19, 2017

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Schneeberg, Niederösterreich

Aufgrund schlechter Wetterprognosen ändern wir unseren Kurs und peilen statt des Ötschers nun Niederösterreichs höchsten Gipfel, den 2076 m hohen Schneeberg an. Diese kurzfristige Neuorientierung scheint den Fahrer zu fordern, der an der geplanten Autobahnausfahrt vorbeifährt. Was zerstreut ihn so?
Nochmals wird umdisponiert: Wir fassen eine Route im Höllental ins Auge, welche einer Klamm entlang auf den 1500 Höhenmeter entfernten Gipfel des Schneebergs führen soll.

Unsere Irrfahrt stellte sich als glückliche Fügung heraus; der Pfad durch die Klamm ist eine atemberaubende unbekannte Schönheit, der sich kaum Menschen zu nähern wagen.
Ausgesprochen gut gelaunt, und trotz der Anstrengung in regem kommunikativen Austausch erreichen wir bald die Kienthalerhütte wo wir akustisch von fernem Donnergrollen empfangen werden, welches Stefan Stirnrunzeln ins Gesicht zaubert und mir Grübchen.
Wir gehen weiter hoch, noch scheint die Sonne und der Himmel ist blau. Mit jedem bewältigten Höhenmeter gewinnen wir an Sicht in die Bergwelt und die Gewitterfronten hinein. Ein fantastisches Naturschauspiel! Meine gute Laune zieht uns hinan, während uns immer mehr Menschen eilig von oben entgegenkommen. Wir haben bereits eine beachtliche

Höhe erreicht, wo wir Wind und Wetter ohne den Schutz von Bäumen ausgesetzt sind. Mehrere Fronten von Norden, Süden und Westen ziegeln uns ein. Die nasse Abkühlung scheint unausweichlich, zu entscheiden bleibt lediglich wo wir diese Dusche nehmen wollen. Auf dem langen verregneten Weg nach unten oder auf dem kurzen Sprint nach oben, an den Blitzen vorbei zur Hütte? Ruhig wägen wir ab. Schließlich soll ich, da in den Bergen aufgewachsen, die Entscheidung treffen. ...es wird ein Sprint, der uns senkrecht die letzten 500 Höhenmeter zum Gipfel trägt :) Gewitter wirken elektrisierend und spornen uns zu Höchstleistungen an.

"Ich weiß nicht ob das Lustig ist?"

Um den Elektronen kein unwiderstehliches Angebot zu unterbreiten, rennen wir geduckt unterhalb des Grates der Hütte entgegen, währen wir die ersten schweren Regentropfen auf der Haut spüren. "Geschafft!"lachen wir uns an und nehmen in der Hütte Platz, während die Gewitter toben.
Die Zeit verstreicht, die Hütte lehrt sich. Viele Gäste entscheiden sich mit der Bergbahn die Gewitterfront zu verlassen. Auch Stefan späht durch alle Fenster hinaus, rutscht auf seinem Sessel unruhig hin und her, während ich uns einen halben Liter Roten bestelle. Man soll die Symphonie zu Ende hören bevor man das Auditorium verlässt. Zuerst ein fernes Grollen, erste Schatten breiten sich aus. Der Wind hebt an, das Thermometer fällt, Blitze zucken, Donner rollen, bis sich die schwer beladenden Wolken endlich erlauben ihre Last loszulassen, um anschließend heiter in weißen Nebelschwaden zu entschwinden. Wir genießen den Rotwein und wissen: Alles wird gut. Geduldig warten wir die Ankunft der weißen Schwaden ab, steigen frohen Mutes 1500 m runter und fahren nach einer kurzen, verstörenden Begegnung mit Waldmenschen nach Haus, in den 9. bzw. 15 Wiener Bezirk.

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