Study abroad - South Africa

Wie ist es denn nun eigentlich, das Leben in Südafrika?

Nun, was ich dazu sagen kann, ist sehr gemischt. Wie aus dem Buch sicherlich hervorgeht, ist es ein wundervolles Land mit ein wahnsinnig schönen Natur, die Menschen, ob schwarz, ob weiß, sind furchtbar freundlich (zumindest wenn man kein Bure ist - ein afrikaanser afrikaanser Afrikaaner). In Potch oder der Garden Route bekommt man fast nur eine heile Welt zu Gesicht, und noch "schlimmer" ist Clarens, die kleine europäische Blase. Wir fühlten uns irgendwann so sicher und so gut aufgehoben wie sonst auch. Aber schließlich sind wir auch anders aufgewachsen, sicherer. Trotzdem haben wir sehr gute Freunde gefunden, mit denen es stets unkompliziert war und mit denen wir hoffentlich weiterhin befreundet sein werden. Sie haben uns überall hingefahren, besonders Casper, auch wenn wir spontan gefragt haben. Sie haben sich um uns gesorgt und auch stets zweimal angeboten, etwas für uns zu tun. Und ein "nein" wurde seltenst akzeptiert. Das ist einfach eine andere Denkweise. Hier in Deutschland versucht man immer, möglichst wenig dem anderen eine Last zu sein, selbst Freunden oder Familie. Aber in Südafrika ist es keine Last, sondern oft eine Notwendigkeit oder pure Freundlichkeit. Da ist keine genervt davon, auch früher von einer Party heimzufahren, nur weil du früher gehen möchtest. Und diese Person dir zugesagt hat, dein "lift" zu sein.
Aber! Natürlich gibt es ein Aber, denn jedermann weiß, dass nicht alles Bestens und heile Welt in Südafrika ist. Und gerade dieses "zu-sicher-fühlen" wurde Nora zum Verhängnis.
Ein Weg von 5 Minuten zum Campus, wo unser Haus stand. Nachts um 3 Uhr, und sie wurde trotzdem ausgeraubt. "Gib mir dein Handy". Und dann gibt man dieses auch her, da sie oft ein Messer dabei haben. Auch wenn davor nie etwas passiert ist: man darf sich NIE ganz so sicher wie in Deutschland fühlen. Die Polizei dazu: "ah, it's a common robbery". Na super.
Übel nehmen kann man das Ganze auch nicht so ganz, wenn man die gesellschaftliche und finanzielle Situation im Hinterkopf behält. Das Erste, was ich von Südafrika sah, waren Blechhütten in den sogenannten Townships neben Vierteln mit eingezäunten Häuser mit Pools vom Flugzeug aus. Was soll man dazu noch groß sagen?
Während der Zeit der Apartheid (vor Allem 1940 bis 1990) waren Millionen von Menschen (hauptsächlich Schwarze und sogenannte Coloureds) zwangsumgesiedelt in Townships. Oder schlicht anders genannt: Ghettos. In dieser Zeit waren die in den Townships lebenden Menschen harte Arbeiter, wenn sie überhaupt Arbeit fanden. Ausgebeutet, blieb ihnen oft ein Leben am Limit. Und das ist bis heute geblieben. Die Armut ist allgegenwärtig, die Kriminalitätsrate ist hoch, die HIV-Rate lag in 2014 bei ca. 20%.

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27 chapters

16 Apr 2020

Townships und die gesellschaftliche Situation

September 07, 2018

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South Africa

Wie ist es denn nun eigentlich, das Leben in Südafrika?

Nun, was ich dazu sagen kann, ist sehr gemischt. Wie aus dem Buch sicherlich hervorgeht, ist es ein wundervolles Land mit ein wahnsinnig schönen Natur, die Menschen, ob schwarz, ob weiß, sind furchtbar freundlich (zumindest wenn man kein Bure ist - ein afrikaanser afrikaanser Afrikaaner). In Potch oder der Garden Route bekommt man fast nur eine heile Welt zu Gesicht, und noch "schlimmer" ist Clarens, die kleine europäische Blase. Wir fühlten uns irgendwann so sicher und so gut aufgehoben wie sonst auch. Aber schließlich sind wir auch anders aufgewachsen, sicherer. Trotzdem haben wir sehr gute Freunde gefunden, mit denen es stets unkompliziert war und mit denen wir hoffentlich weiterhin befreundet sein werden. Sie haben uns überall hingefahren, besonders Casper, auch wenn wir spontan gefragt haben. Sie haben sich um uns gesorgt und auch stets zweimal angeboten, etwas für uns zu tun. Und ein "nein" wurde seltenst akzeptiert. Das ist einfach eine andere Denkweise. Hier in Deutschland versucht man immer, möglichst wenig dem anderen eine Last zu sein, selbst Freunden oder Familie. Aber in Südafrika ist es keine Last, sondern oft eine Notwendigkeit oder pure Freundlichkeit. Da ist keine genervt davon, auch früher von einer Party heimzufahren, nur weil du früher gehen möchtest. Und diese Person dir zugesagt hat, dein "lift" zu sein.
Aber! Natürlich gibt es ein Aber, denn jedermann weiß, dass nicht alles Bestens und heile Welt in Südafrika ist. Und gerade dieses "zu-sicher-fühlen" wurde Nora zum Verhängnis.
Ein Weg von 5 Minuten zum Campus, wo unser Haus stand. Nachts um 3 Uhr, und sie wurde trotzdem ausgeraubt. "Gib mir dein Handy". Und dann gibt man dieses auch her, da sie oft ein Messer dabei haben. Auch wenn davor nie etwas passiert ist: man darf sich NIE ganz so sicher wie in Deutschland fühlen. Die Polizei dazu: "ah, it's a common robbery". Na super.
Übel nehmen kann man das Ganze auch nicht so ganz, wenn man die gesellschaftliche und finanzielle Situation im Hinterkopf behält. Das Erste, was ich von Südafrika sah, waren Blechhütten in den sogenannten Townships neben Vierteln mit eingezäunten Häuser mit Pools vom Flugzeug aus. Was soll man dazu noch groß sagen?
Während der Zeit der Apartheid (vor Allem 1940 bis 1990) waren Millionen von Menschen (hauptsächlich Schwarze und sogenannte Coloureds) zwangsumgesiedelt in Townships. Oder schlicht anders genannt: Ghettos. In dieser Zeit waren die in den Townships lebenden Menschen harte Arbeiter, wenn sie überhaupt Arbeit fanden. Ausgebeutet, blieb ihnen oft ein Leben am Limit. Und das ist bis heute geblieben. Die Armut ist allgegenwärtig, die Kriminalitätsrate ist hoch, die HIV-Rate lag in 2014 bei ca. 20%.

Jede/r Fünfte! Die Schulkinder müssen weite Strecken auf sich nehmen, man lebt in Wellblechhütten (wenn man Glück hat, neuestens in einem von der Regierung unterstützten Townships in Steinhäuser), sauberes Wasser ist knapp. Elektrizität gibt es häufig, Fernsehempfang selten (oft sind einfach nur "für den Status" Satellitenschüsseln auf der Hütte angebracht). Die Umweltverschmutzung ist groß.
Und was macht man wenn man nichts hat: Klauen, Rauben, Menschen umbringen um etwas zu rauben, Einbrechen. Da fängt es dann an.
Es ist merkwürdig, dass das schief läuft. Denn seitt fast 30 Jahren ist nun eine "schwarze" Regierung an der Macht. Welche anfängt, die Weißen zu unterdrücken, mittels Kassen nur für Schwarze (das hat mich schockiert - das ich diskriminiert wurde), Stellenangeboten bei denen erst Schwarze bevorzugt werden, keine Bedienung in

Restaurants (ist mir selber noch nicht passiert, aber Marie)... Und trotzdem funktioniert da etwas nicht. Ein großer Grund ist sicher die Korruption. Aber auch, dass nicht durchgegriffen wird, zum Beispiel bei der langsam systematischen Ermordung weißer Farmer. Das kann doch nicht sein! Und deshalb frage ich mich, wo die Zukunft liegt. Denn beide sind wichtig (siehe das spätere Kapitel in Joburg, die Piano-Geschichte), schwarz und weiß. Auch wenn die Weißen die absolute Minderheit darstellen (8% der Bevölkerung), sind sie doch präsent, haben ohne Korruption regiert. Es sollten alle an einem Strang ziehen, Hautfarbe darf keine Rolle spielen. Und besonders nicht in diesem geschichtsträchtigem Land, in welchem die Wunde noch zu tief sitzt, da die Zeit noch nicht allzu lange her ist.
Natürlich hilft es nicht, wenn viele Kurse auf Afrikaans an der NWU, in Mitte eines Buren-Landes, im Bachelor gehalten werden. Es gibt zwar eine englische Übersetzung, aber die ist nicht besonders gut. Das kann nicht sein! Und dafür wurde am 07.09.2018 demonstriert. Wir waren dabei, vor der faculty of law. :)

Ich hoffe, es wird irgendwann eine gemeinsame Zukunft geben. Denn dieses Land birgt zuviele Schätze, als dass man diese mit politischen und gesellschaftlichen Kriegen zerstört und nicht wertschätzt.

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