Montréal olé

If we're having darkness, let it be extravagant

Das Bildungministerium hat Anfang November versucht, uns ein wenig mehr auf Professionalität zu trimmen und den Gedankenaustausch anzuregen. Nachdem wir uns Anfang September so schmerzlich von einander verabschiedet haben, gab es zwar hier und da Besuche und kurze Wiedersehen, nun kam aber die große "Familienvereinigung" in Quebec City. Zu unserer deutsch- englischen Truppe kamen die Mexikaner, die aufgrund Visumprobleme im September nicht da sein konnten und die unglaublich große Gruppe des Partnerprogramms Odyssee, alles Kanadier, die aus anglophonen Teilen Kanadas in Quebec unterrichten. Um die 130 junge, vom Lebensstil „pleite“ Menschen nehmen also das luxuriöse 4* Victoria Manoir (hübsche Türöffnermenschen

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Montréal-Quebec-Sherbrooke

If we're having darkness, let it be extravagant

Das Bildungministerium hat Anfang November versucht, uns ein wenig mehr auf Professionalität zu trimmen und den Gedankenaustausch anzuregen. Nachdem wir uns Anfang September so schmerzlich von einander verabschiedet haben, gab es zwar hier und da Besuche und kurze Wiedersehen, nun kam aber die große "Familienvereinigung" in Quebec City. Zu unserer deutsch- englischen Truppe kamen die Mexikaner, die aufgrund Visumprobleme im September nicht da sein konnten und die unglaublich große Gruppe des Partnerprogramms Odyssee, alles Kanadier, die aus anglophonen Teilen Kanadas in Quebec unterrichten. Um die 130 junge, vom Lebensstil „pleite“ Menschen nehmen also das luxuriöse 4* Victoria Manoir (hübsche Türöffnermenschen

inklusive) für 3 Tage ein und es bricht fast kein Chaos aus!
Das Ministerium hat für die gemütlichen Betten und schöne Aussicht gesorgt, nun mussten wir aber auch ein wenig arbeiten. Die Bilanz des ersten Abends mit den obligatorischen Icebreaker-Spielen hat gezeigt, dass wir uns doch alle etwas vermisst hatten und überhaupt nichts über Kanada zu wissen scheinen. Nicht einmal die Kanadier selbst. Damit keiner danach zu beschämt ist zum Reden, gab es natürlich Bier xD

Trotz der Luxusbettchen war Schlaf Mangelware in dieser Woche: das Abendprogramm geht bis um 10, danach beginnen die "extracurrikulären Aktivitäten", und selbstverständlich endet das Frühstück am nächsten Morgen um 8:15, sodass sich gegen 8:10 eine Schlange von Zombies vor dem Buffet einfindet. Die armen „normalen“ Leute, die in diesen Tagen ihren Aufenthalt in diesem Hotel gebucht hatten! Ich weiß, dass ich mit Mitte 40, meinen

guterzogenen 10-jährigen perfekten Zwillingen und den guten Sachen aus der letztjährigen Kollektion von Gucci (weil die Menschen mit der diesjährigen selbstredend im 5* Hotel residieren) nicht mein Frühstück mit lauten jungen Menschen teilen wollen würde. Aber wer würde auch die letzte Kollektion von Gucci tragen?

Was hat sich seit dem ersten Treffen verändert?
Wir versuchen nicht mehr krampfhaft mit jedem und allen befreundet zu sein, zumal das bei 130 Leuten etwas schwierig ist. Außerdem hat jeder seine kleine Gemeinschaft schon gefunden (der eine haben wollte) und es findet gelegentlicher Austausch zwischen allen statt oder alle gehen zusammen feiern.

Das gemeinsame Feiern, vom Ministerium iniziiert, findet in der Cabane à sucre- Zuckerhütte statt. Wie die traditionelle deutsche Stube, nur anstatt Schweinehaxe gibt es alle mögliche

Hausmannskost angereichert mit.... Ahornsirup! Und zum Nachtisch gibt es in Schnee gegossenen und mit einem Holzstab aufgesammelten...Ahornsirup, was denn sonst? Mit so viel Sirup und der superteuren Zusatzversicherung (Kanada versichert zwar alle kostenlos, aber Medikamente und Zahnärzte sind nicht mit inbegriffen), wundert es fast nicht, Besitzer dunkler Bars mit recht unschönen Lächeln vorzufinden…

Außerdem macht uns der Zucker alle wuschig, sodass schon nach dem ersten Bier alle Macarena tanzen und dank des Holzfällerhemd-Dresscodes fühlen sich alle sowieso wie eine große Familie.

So wird auch wie selbstverständlich am Wochenende nach dem Seminar zusammen weitergefeiert, zumal die Meisten in das Hostel die Straße hoch umgezogen sind. So wird aus dem eigentlich

3-Tägigen Treffen fast eine ganze Woche internationalen Austausch.

Was haben wir überhaupt auf dieser Tagung gelernt?

Alle Konferenzräume des guten Hotels wurden von uns jungen, lauten Menschen belegt und wir überlegten zusammen, wie man unsere SuS motivieren kann (obwohl die meisten SuS allein schon deshalb motiviert sind, weil sie Geld für den Unterricht bezahlen) und tauschten uns aus. Über uns. Über unsere SuS. Über den Unterricht. Es wird klar, dass obwohl in unseren Verträgen genau das Gleiche steht, unsere Aufgaben unterschiedlicher nicht sein könnten. Unterrichtsplanung, Gruppengröße, sogar die Bezahlung läuft bei jedem anders ab. Während einige angeblich für jede Stunde ein neues, originelles Arbeitsblatt entwerfen (das ist die motivierte Zukunft des deutschen Bildungssystems. Freut euch, unsere zukünftigen Schüler!), habe ich genau ein einziges Mal selbst ein Spiel gebastelt und werde es vermutlich auch dabei belassen. Stattdessen kommen nun alle meine Studis in die Sprechstunde, um Zusammenfassungen recht lieblos gemachten, aber mit allem Möglichen, fast authentischen deutschen Kram gespickte Miniromane von mir korrigieren zu lassen. Keinem fällt auf, dass der Detektiv eine Udo Lindenberg Platte hört, weil es nicht von Belang ist und wenn sich keiner für den guten Udo interessiert, trägt es auch nichts zur Atmosphäre bei sondern irritiert die armen Studenten nur noch zusätzlich. Vielleicht sollte ich die Karriere der belanglosen Miniromane-Schreiblinge für Deutschlerner starten.

Zwar stehen wir mit einigen Problemen weiterhin nicht allein, werden manche allerdings vor vollendete Tatsachen gestellt und es kann keiner sich/uns wirklich erklären, warum…

Abgesehen von Quebec habe ich in diesem Monat die mondäne Stadt Sherbrooke besucht (150 Tausend Einwohner, jiha!), um mich davon zu überzeugen, dass 15 Minuten Metro fahren bis zum Stadtzentrum total zentrale Lage ist im Vergleich zu halbe Stunde Bus und 20 Minuten zu Fuß durch den Wald. Allerdings ist man dann auch plötzlich in der berüchtigten „kanadischen“ Nachbarschaft angekommen, in der die Leute ihre Haustüren nicht abschließen und aus Montreal extra dorthin ziehen weil es „sehr viel netter“ ist.
Da Sherbrooke aber sonst relativ überschaubar ist, vergnügen sich die Studenten der dortigen Uni mit Weinproben in historischen Gebäuden. Läuft bei ihnen!

Ich rede unablässig darüber, wie superfreundlich Kanadier sind, dabei ist diese Freundlichkeit nicht immer so…praktisch. Wenn man aus reiner Nächstenliebe die Schlange einer Freundin aufnimmt, während diese verreist, kann es schonmal vorkommen, dass sich die

Reise in die Länge zieht. Es kann auch passieren, dass nachdem die besagte Freundin endlich zurückkehrt, in ihrem neuen Zuhause das geliebte Haustier von den anderen Mitbewohnern nicht akzeptiert wird. Da auch die kanadische Freundlichkeit überstrapaziert werden kann, versucht die Freundin sich trotzdem mit Einem gutzustellen (zudem braucht die Schlange noch für eine Zeit lang ein Zuhause) und schenkt als eine Art Entschuldigung….ein Babykätzchen! Wenns mir passiert wäre, wäre ich fast der glücklichste Mensch der Welt, aber mal mit der deutschen Pragmatik draufschaut, wie viel Sinn ergibt es? Aber so gesehen, wie viel Sinn ergibt alles ?

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