Schmelzen in Kanada. Dafür war also der Koffer mit den warmen Sachen??
Als der PAD uns im Austauschprogramm akzeptierte, wurden wir vor der bevorstehenden Bürokratie gewarnt, den horrenden Preisen für Lebensmittel und der furchtbaren Kälte Kanadas. Aber keiner sagte etwas vom Hochsommer. Und er wartete schon am Flughafen.
Nachdem die Panik vor dem Alleinsein auf dem Flug nach Zürich überwunden wurde, konnte alles entspannter gar nicht laufen. Vor allem da der Züricher Flughafen so furchtbar schön ist und die Leute so nett. Doch die kanadische Lässigkeit zeigte ihre Kehrseite schon bei der Passkontrolle in Montreal, die nicht minder als zwei Stunden dauerte. Paule, meine arme Responsable (die für mich zuständige Lehrkraft) musste also recht lang Kaffee trinken. Was für ein Glück, dass meine zwei Koffer (Übergepäck olé, wie machen das die Backpacker mit nur einem Rucksack überhaupt???)nicht wieder zurück nach Zürich geschickt, sondern nur im Flughafen verteilt wurden. Aber hier wurde die berüchtigte Kanadische Nettigkeit zu Vorschein gebracht: keiner guckte genervt, als vollkommen fertig aussehende, schwitzende und stinkende Menschen verloren in der Gepäckabholhalle standen und panisch um sich guckten, sondern man ging auf uns zu um uns tatsächlich zu helfen. Auch meine Responsable hat null genervt geguckt, sondern mir eine Tüte voller Lebensmittel überreicht, damit ich die ersten Tage klarkomme.
Ich. liebe. Kanadier.
Genauso nett (und ich meine damit ernsthaft nett und nicht "nett ist die kleine Schwester von scheiße) ging es weiter: meine Vermieter, Daria und Omeljan, ein älteres ukrainisches Ehepaar, haben schon auf meine Ankunft gewartet, mich anschließend mit Abendessen gefüttert und mit Aufschnitt für die nächsten Tage versorgt. Zwar versuchen sie immer durch ihre Nettigkeit hindurch auf Regeln hinzuweisen, die sie aufgestellt haben, aber es ist einfach trotzdem nett.
Nach der Nettigkeit kam der Jetlag. Bisher habe ich diesen Zustand für einen Mythos gehalten, nicht mal meiner Asienreise hatte ihn mir nähergebracht. Doch in Kanada werde ich plötzlich zum Frühaufsteher. So wie nie zuvor. Punkt halb sieben beschließt mein Körper aufzuwachen und weder Bier noch spätes Aufbleiben helfen.
Zum auch so schon krassen Schlafmangel kam das für mich extreme Maß an Bewegung, natürlich muss Montreal erstmal erkundet werden und man muss rausfinden was so real an diesem Berg ist. Moment, es gibt einen Berg?
Nach zwei Tagen ständigen Verlaufens in der Stadt (Danke Google Maps und nette nette Menschen, sonst wäre das viel schlimmer ausgegangen) wird Dienstag (Tag 2) beschlossen, den Mont Royal zu erklimmen. Weil ich sonst einfach mit dem Bus den Berg hochfahren würde, haben wir in der Gruppe eine motivierte Sportstudentin, die meinen Vorschlag auslacht und uns zum Laufen zwingt. Bei 31°C, um hier nochmal auf den kanadischen Sommer zurückzukommen, auf den keiner der Assistenten vorbereitet war so richtig (denn wer braucht Shorts, wenn es eh bald Winter ist, so unsere Logik). Der furchtbarste, heißeste, anstrengendste Tag meines Lebens. Aber vor der anderen Seite hat sich der Aufstieg auch gelohnt. So ziemlich. An dieser Stelle beschließen wir alle vier, dass wir die Stadt lieben. Aber nur Lodde und ich werden hier tatsächlich leben bleiben, während die anderen beiden in anderen Städten arbeiten werden. Ha! Und während des Aufstiegs sehen wir um die 20 Eichhörnchen. Sie sind überall. Im Wald, mitten in der Stadt oder im Garten - deutlich cooler als deutsche Ratten oder Igel.
Rund 7 Kilometer (ungelogen) später haben wir den riesigen Friedhof Côte-des-Neiges gesehen (weil Friedhöfe Teil einer Kultur sind und Google sagte ist interessant) und stoßen durch puren Zufall auf das imposante Oratorium St-Joseph. Und nach diesem Tag schwören wir uns, uns weniger zu bewegen und mehr zu essen.
Was eignet sich besser zum Essen an so bewegungsintensiven Tagen
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17 hoofdstukken
16 apr. 2020
september 13, 2015
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Montreal, Quebec
Schmelzen in Kanada. Dafür war also der Koffer mit den warmen Sachen??
Als der PAD uns im Austauschprogramm akzeptierte, wurden wir vor der bevorstehenden Bürokratie gewarnt, den horrenden Preisen für Lebensmittel und der furchtbaren Kälte Kanadas. Aber keiner sagte etwas vom Hochsommer. Und er wartete schon am Flughafen.
Nachdem die Panik vor dem Alleinsein auf dem Flug nach Zürich überwunden wurde, konnte alles entspannter gar nicht laufen. Vor allem da der Züricher Flughafen so furchtbar schön ist und die Leute so nett. Doch die kanadische Lässigkeit zeigte ihre Kehrseite schon bei der Passkontrolle in Montreal, die nicht minder als zwei Stunden dauerte. Paule, meine arme Responsable (die für mich zuständige Lehrkraft) musste also recht lang Kaffee trinken. Was für ein Glück, dass meine zwei Koffer (Übergepäck olé, wie machen das die Backpacker mit nur einem Rucksack überhaupt???)nicht wieder zurück nach Zürich geschickt, sondern nur im Flughafen verteilt wurden. Aber hier wurde die berüchtigte Kanadische Nettigkeit zu Vorschein gebracht: keiner guckte genervt, als vollkommen fertig aussehende, schwitzende und stinkende Menschen verloren in der Gepäckabholhalle standen und panisch um sich guckten, sondern man ging auf uns zu um uns tatsächlich zu helfen. Auch meine Responsable hat null genervt geguckt, sondern mir eine Tüte voller Lebensmittel überreicht, damit ich die ersten Tage klarkomme.
Ich. liebe. Kanadier.
Genauso nett (und ich meine damit ernsthaft nett und nicht "nett ist die kleine Schwester von scheiße) ging es weiter: meine Vermieter, Daria und Omeljan, ein älteres ukrainisches Ehepaar, haben schon auf meine Ankunft gewartet, mich anschließend mit Abendessen gefüttert und mit Aufschnitt für die nächsten Tage versorgt. Zwar versuchen sie immer durch ihre Nettigkeit hindurch auf Regeln hinzuweisen, die sie aufgestellt haben, aber es ist einfach trotzdem nett.
Nach der Nettigkeit kam der Jetlag. Bisher habe ich diesen Zustand für einen Mythos gehalten, nicht mal meiner Asienreise hatte ihn mir nähergebracht. Doch in Kanada werde ich plötzlich zum Frühaufsteher. So wie nie zuvor. Punkt halb sieben beschließt mein Körper aufzuwachen und weder Bier noch spätes Aufbleiben helfen.
Zum auch so schon krassen Schlafmangel kam das für mich extreme Maß an Bewegung, natürlich muss Montreal erstmal erkundet werden und man muss rausfinden was so real an diesem Berg ist. Moment, es gibt einen Berg?
Nach zwei Tagen ständigen Verlaufens in der Stadt (Danke Google Maps und nette nette Menschen, sonst wäre das viel schlimmer ausgegangen) wird Dienstag (Tag 2) beschlossen, den Mont Royal zu erklimmen. Weil ich sonst einfach mit dem Bus den Berg hochfahren würde, haben wir in der Gruppe eine motivierte Sportstudentin, die meinen Vorschlag auslacht und uns zum Laufen zwingt. Bei 31°C, um hier nochmal auf den kanadischen Sommer zurückzukommen, auf den keiner der Assistenten vorbereitet war so richtig (denn wer braucht Shorts, wenn es eh bald Winter ist, so unsere Logik). Der furchtbarste, heißeste, anstrengendste Tag meines Lebens. Aber vor der anderen Seite hat sich der Aufstieg auch gelohnt. So ziemlich. An dieser Stelle beschließen wir alle vier, dass wir die Stadt lieben. Aber nur Lodde und ich werden hier tatsächlich leben bleiben, während die anderen beiden in anderen Städten arbeiten werden. Ha! Und während des Aufstiegs sehen wir um die 20 Eichhörnchen. Sie sind überall. Im Wald, mitten in der Stadt oder im Garten - deutlich cooler als deutsche Ratten oder Igel.
Rund 7 Kilometer (ungelogen) später haben wir den riesigen Friedhof Côte-des-Neiges gesehen (weil Friedhöfe Teil einer Kultur sind und Google sagte ist interessant) und stoßen durch puren Zufall auf das imposante Oratorium St-Joseph. Und nach diesem Tag schwören wir uns, uns weniger zu bewegen und mehr zu essen.
Was eignet sich besser zum Essen an so bewegungsintensiven Tagen
als das ultimative Nationalgericht Quebecs - Poutine ?! Pommes mit Bratensauce und Käsekringeln, ungefähr eine Million Kalorien, so furchtbar es klingt und aussieht, umso besser schmeckt es. Es gibt praktisch kein Entkommen- von Nobelschuppen bis Mecces ist Poutine einfach überall präsent. Und als Fracois mir die Frage stellt ob ich lieber Poutine oder Vladimir Putin hab, bin ich doch eher fürs Essen.
Essen gab es auf dem vom PAD ausgerichteten dreitägigen Seminar dann so viel, dass wir uns fast wieder etwas mehr Bewegung wünschten. Zusammen mit der britischen Assistentengruppe wurden wir in die Geheimnisse unseren neuen Jobs und der Umgebung eingeführt und gefüttert, gefüttert, gefüttert. Auch hier waren alle furchtbar nett, alles war so klasse organisiert, dass sogar das Zuspätkommen einiger (hust hust) im Zeitplan bedacht wurde. Noch niemals fühlte ich mich irgendwo Fremdes so gut aufgehoben.
Einiges fiel auf: während wir Deutschen (mit großer Sicherheit fast) alle Lehrer werden wollen, und die Zeit als Vorbereitung auf den zukünftigen Beruf ansehen, studiert fast keiner der Briten auf Lehramt. Sie tun es einzig und allein wegen der Erfahrung die sie für sich persönlich sammeln. Briten olé! Allerdings sind wir dann doch irgendwo alle gleich: neben dem Biertrinken verbinden uns die gebrochenen Herzen, die, ohne Spaß, ausnahmslos alle haben. Frisch getrennt, Fernbeziehung oder absolut desillusioniert sind wir verletzt, verletzlich und alle so unsicher wie kleine weiße Kaninchen. Und wir alle versuchen es mit neuen Erfahrungen wettzumachen. So kein Wunder, dass am Ende der zweiundhalb Tage wir uns schmerzlich von den neuen erstaunlich schnell gemachten Freunden verabschieden, die nicht in unserer Stadt leben bleiben. Bis zum nächsten Seminar im November.
1.
Eins. Das Leben ist keine Huskeyfarm. Noch nicht.
2.
Zwei. Hitze, Eichhörnchen und gebrochene Herzen.
3.
Drei. Wie viele Deutsche braucht man um ein Bankkonto zu eröffnen?
4.
Vier. Kanadische Natur. Erste Annäherung.Folge der Route der Baleines
5.
Fünf. Hauptstadtflair. Blutmondflair.
6.
Sechs. And when the leaves begin to change. Life can be bloody amazing
7.
Sieben. Wochen. Montréal.
8.
Acht. All American Girl in Toronto
9.
Neun. Remember remember den Rest vom November.
10.
Zehn. Dezember. Reden wir kurz vom Winter
11.
Elf. Everyday I’m showeling
12.
Zwölf. Olà gracias oder zurück zum Sozialismus
13.
Dreizehn. Is this the start of something new?
14.
Vierzehn. Die Metro
15.
Fünfzehn. Travelling con el hermano
16.
Sechzehn. NYC. Eine Liste
17.
Siebzehn.My masterful letter about an excellent experience in the jazz hostels
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