Wenn wir schon rumsitzen, können wir auch Rum trinken
Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 80%, es ist aber nicht die erwartete Sommerhitze, sondern erinnert eher an das regnerische Sommerwetter Deutschlands. Du bist mit all deinem Hab und Gut (Pässe, Geldkarten und Fette Kamera inklusive) auf den überfüllten Straßen. Dein Begleiter hat dich im impulsiven Gefühlsausbruch verlassen, da er überzeugt ist, dass gerade du in die falsche Richtung läufst und dich kindisch verhältst. Du bist allein. Mit einer halbwegs genauen touristischen Karte und dem Foto einer Adresse, die im Info Tour wiederwillig von den Angestellten gegoogelt wurde. Google Maps oder ein Mecces mit Wlan, deine Rettung, sind in diesem Land nicht existent, da es vom Sozialismus regiert wird und v.a. Amerikanische Kapitalisten so verhasst sind, dass sie selbst beim Geldtausch eine Extrasteuer bezahlen müssen. Panisch schaust du dich um, um zu erkennen, dass du aus der Tourigegend eindeutig raus bist, es gibt keine "Weißen" mehr, nur Einheimische. Langsam scheinen auch sie bemerkt zu haben, dass sich hier ein Eindringling befindet. Bloß keine Panik zeigen, sagst du dir, Kubaner sind schließlich für ihre Freundlichkeit bekannt. Aber dann erinnerst du dich an all die gruseligen Geschichten, die du im Internet über Kubaner und alleinreisende Touris gelesen hast und dein Blick fällt nach unten. Auf dem Bordstein liegt ein totes Huhn, um welches sich langsam Fliegen sammeln. Na herzlichen Glückwunsch, nun bist du eindeutig auf Kuba angekommen!
Wofür lohnt es sich, mitten im Januar aus dem mildesten Winter aller Zeiten (trotz der durchschnittlich warmen -15°) in ein Flugzeug zu setzen und dich in ein Land zu begeben, in dem die häufigste Todesursache für Touristen das Erschlagen durch ein Kokosnuss ist ? Selbstverständlich für die Kokosnüsse und die dazugehörigen Palmen! Und für das Meer. Und für den feinsten Sandstrand, der schon in den Siebzigern von der Sovietunion besungen wurde (ob damals schon jemand von dort auf Kuba gewesen ist [und zurückgekehrt ist], frage ich mich geistesgegenwärtig und erinnere mich gleichzeitig an meine zwei Karibischen Freunde, die alle beide russische Wurzeln hatte. WIE KOMMEN RUSSEN der 50er IN DIE KARIBIK???). Außerdem für die Architektur (dafür fahren Amis und Kanadier extra nach Kuba, obwohl Mexico das bessere und tollere Essen haben soll) und natürlich, selbstverständlich für Che, das Vorbild aller Hipstershirts und Revolutzer.
Aber zunächst landeten wir im All-Inclusive Konsumenten Paradies/Hölle.
Angekommen im Malle-Ami-Style Strandresort (weil alles und alle so groß ist), war die erste Amtshandlung, das Meer zu sehen, und es hat noch keinen davon abgehalten, mitten in der Nacht an einen einsamen, nicht bekannten Strand zu gehen, denn in nur 5 Stunden betrug die Temperaturdifferenz ganze 45°C (so krass, dass sogar die Linse meiner Kamera beschlagen war :D)!! Und trotz den Meckereien meines Begleiters fühlte ich mich sehr glücklich, in diesem Resort angekommen zu sein: Uuuunmengen an Essen (v.a. Meeresfrüchte und Käse also quasi alles was man sich in Kanada nicht leisten kann), nette Menschen und Cocktails. Wer hat nicht schon mal davon geredet, einen Cuba Libre auf Cuba zu trinken?
Abgesehen davon haben wir lernen müssen, dass Touris, die nicht hochmotiviert sind, einfach in der Resortwelt eingeschlossen bleiben. Es gibt alles, was man zum überleben braucht, und abseits des Resorts gibt es nur einen speziellen Touri-Bus, der dich in die kleine Touristadt Varadero bringt (weil Einheimische Busse Touris nicht mitnehmen). Dort gibt es alles was das kleine Touriherz begehrt, Kutschenfahrten, Rikschas, Oldtimer, Cafés, kleine Märkte, Kokosnüsse werden aufgeschnitten (es scheint, als wären Einheimische gar nicht an diesen unglaublich geilen Kokosnüssen interessiert, aber für diese eine Sache bin ich gern Klischee Tourist). Du willst dich wie der König der Welt fühlen und auswärts essen, obwohl du ein All-inclusive Resort bezahlt hast? Kein Problem, für 3 Pesos bekommst du ne ganze Pizza und kannst sogar noch jemanden einladen. Blöd nur, dass wenn Mann Frau auf so ein Essen einlädt, er nicht besonders mit Großzügigkeit punkten kann. Verirrt man sich jedoch etwas abseits der Hauptstraße, sieht man verlassene, halb zerstörte Häuser und Menschen, die in ärmlichen Verhältnissen leben.
Nach zwei perfekten Inseltagen mit perfektem Strand und Pelikanen endete unser Inselglück, es fing an zu stürmen trotz der Hochsaison (alle schiebens auf den Klimawandel). Also wurde beschlossen, ein paar Tage in Havanna zu verbringen. Da die 3 Busse am Tag von den motivierten Touris um Tage voraus ausgebucht sind, (es gibt sie doch!) schließen wir uns mit zwei älteren Frauen zusammen und nehmen uns ein Taxi, sodass die Autofahrt am Ende ungefähr genauso viel kostet wie der Bus.
Was gibt es besseres, als mit Sack und Pack durchs verregnete Havanna zu laufen, ohne zu wissen, wo man die bald anbrechende Nacht verbringt? Gar nichts? Alles? Darüber kann gestritten werden. Als ich jedoch unser Hostel trotz mangelnden Orientierungssinns als erste gefunden habe, wurde klar, dass es überfüllt war, doch da jeder Kubaner immer jemanden kennt, der dem armen weißen Touri das geben kann, was er braucht. Vor allem bei 10€ die Nacht, wobei ein durchschnittliches Gehalt eines Kubaners ca. 30€ beträgt. Also hatten wir im Handumdrehen ein Zimmer in einer der zahlreichen Casa particular, einem B&B nach kubanischem Style. Unser Host empfing uns stilecht mit Rum und im Nebenraum traf sich ein Amerikanisch-Grönländisches Pärchen nach 10 Monaten Trennungszeit. Nach dem Akzeptieren unserer Situation beschlossen wir, Havanna erstmal von der kulinarischen Seite zu erkunden. Warum auch immer hat diese Stadt ein Chinatown, in welchem es deutsche Restaurants mit kubanischer Live-Musik gibt. Im Zuge unserer Reise gab es zwei Vergleichswerte, an denen wir die Qualität einer Bar festmachen: das immer und überall live gesungene Guantamera und der Mojito. Wenn diese beiden Punkte stimmten, wurde die Bar als gut befunden. Zudem durfte die Hemingway-Bartour nicht fehlen, in der Bodegita gabs in seinen Augen (aber nicht in meinen) den besten Mojito und in der Floridita den besten Daiquiri. Außerdem sagte Hem, dass ohne Alkohol und Frauen das Schreiben nicht klappen würde. An diese Philosophie scheinen sich auch die Menschen in Havanna zu halten. Vor allem viele alte ausländische Säcke, die junge Kubanerinnen ausführen, sind keine Seltenheit. Und die Kubaner haben gefühlt in jeder kleinen Stadt mindestens eine Bar, an welcher Hem mal einen Cocktail getrunken und für gut befunden haben soll. Hem war vielleicht einfach ein Alkoholiker, aber auf jeden Fall ein auch ein sehr gutes Geschäft für die Insel.
Innerhalb von nur einer Woche (und davon nur zwei Tagen in Havanna) haben wir ganz schön viel von der Kuba Bucketlist streichen können. Durch die Straßen laufen, durch welche Hem’s Romanfiguren liefen: check. Cuba Libre auf Cuba: check. Kubanischen Salsa in einer Bar mit live Musik auf Kuba tanzen: check. Kubanische Zigarren rauchen: check. Che zuwinken: check. Skinny dipping in the dark: check.
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17 chapters
16 Apr 2020
January 17, 2016
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Kuba
Wenn wir schon rumsitzen, können wir auch Rum trinken
Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 80%, es ist aber nicht die erwartete Sommerhitze, sondern erinnert eher an das regnerische Sommerwetter Deutschlands. Du bist mit all deinem Hab und Gut (Pässe, Geldkarten und Fette Kamera inklusive) auf den überfüllten Straßen. Dein Begleiter hat dich im impulsiven Gefühlsausbruch verlassen, da er überzeugt ist, dass gerade du in die falsche Richtung läufst und dich kindisch verhältst. Du bist allein. Mit einer halbwegs genauen touristischen Karte und dem Foto einer Adresse, die im Info Tour wiederwillig von den Angestellten gegoogelt wurde. Google Maps oder ein Mecces mit Wlan, deine Rettung, sind in diesem Land nicht existent, da es vom Sozialismus regiert wird und v.a. Amerikanische Kapitalisten so verhasst sind, dass sie selbst beim Geldtausch eine Extrasteuer bezahlen müssen. Panisch schaust du dich um, um zu erkennen, dass du aus der Tourigegend eindeutig raus bist, es gibt keine "Weißen" mehr, nur Einheimische. Langsam scheinen auch sie bemerkt zu haben, dass sich hier ein Eindringling befindet. Bloß keine Panik zeigen, sagst du dir, Kubaner sind schließlich für ihre Freundlichkeit bekannt. Aber dann erinnerst du dich an all die gruseligen Geschichten, die du im Internet über Kubaner und alleinreisende Touris gelesen hast und dein Blick fällt nach unten. Auf dem Bordstein liegt ein totes Huhn, um welches sich langsam Fliegen sammeln. Na herzlichen Glückwunsch, nun bist du eindeutig auf Kuba angekommen!
Wofür lohnt es sich, mitten im Januar aus dem mildesten Winter aller Zeiten (trotz der durchschnittlich warmen -15°) in ein Flugzeug zu setzen und dich in ein Land zu begeben, in dem die häufigste Todesursache für Touristen das Erschlagen durch ein Kokosnuss ist ? Selbstverständlich für die Kokosnüsse und die dazugehörigen Palmen! Und für das Meer. Und für den feinsten Sandstrand, der schon in den Siebzigern von der Sovietunion besungen wurde (ob damals schon jemand von dort auf Kuba gewesen ist [und zurückgekehrt ist], frage ich mich geistesgegenwärtig und erinnere mich gleichzeitig an meine zwei Karibischen Freunde, die alle beide russische Wurzeln hatte. WIE KOMMEN RUSSEN der 50er IN DIE KARIBIK???). Außerdem für die Architektur (dafür fahren Amis und Kanadier extra nach Kuba, obwohl Mexico das bessere und tollere Essen haben soll) und natürlich, selbstverständlich für Che, das Vorbild aller Hipstershirts und Revolutzer.
Aber zunächst landeten wir im All-Inclusive Konsumenten Paradies/Hölle.
Angekommen im Malle-Ami-Style Strandresort (weil alles und alle so groß ist), war die erste Amtshandlung, das Meer zu sehen, und es hat noch keinen davon abgehalten, mitten in der Nacht an einen einsamen, nicht bekannten Strand zu gehen, denn in nur 5 Stunden betrug die Temperaturdifferenz ganze 45°C (so krass, dass sogar die Linse meiner Kamera beschlagen war :D)!! Und trotz den Meckereien meines Begleiters fühlte ich mich sehr glücklich, in diesem Resort angekommen zu sein: Uuuunmengen an Essen (v.a. Meeresfrüchte und Käse also quasi alles was man sich in Kanada nicht leisten kann), nette Menschen und Cocktails. Wer hat nicht schon mal davon geredet, einen Cuba Libre auf Cuba zu trinken?
Abgesehen davon haben wir lernen müssen, dass Touris, die nicht hochmotiviert sind, einfach in der Resortwelt eingeschlossen bleiben. Es gibt alles, was man zum überleben braucht, und abseits des Resorts gibt es nur einen speziellen Touri-Bus, der dich in die kleine Touristadt Varadero bringt (weil Einheimische Busse Touris nicht mitnehmen). Dort gibt es alles was das kleine Touriherz begehrt, Kutschenfahrten, Rikschas, Oldtimer, Cafés, kleine Märkte, Kokosnüsse werden aufgeschnitten (es scheint, als wären Einheimische gar nicht an diesen unglaublich geilen Kokosnüssen interessiert, aber für diese eine Sache bin ich gern Klischee Tourist). Du willst dich wie der König der Welt fühlen und auswärts essen, obwohl du ein All-inclusive Resort bezahlt hast? Kein Problem, für 3 Pesos bekommst du ne ganze Pizza und kannst sogar noch jemanden einladen. Blöd nur, dass wenn Mann Frau auf so ein Essen einlädt, er nicht besonders mit Großzügigkeit punkten kann. Verirrt man sich jedoch etwas abseits der Hauptstraße, sieht man verlassene, halb zerstörte Häuser und Menschen, die in ärmlichen Verhältnissen leben.
Nach zwei perfekten Inseltagen mit perfektem Strand und Pelikanen endete unser Inselglück, es fing an zu stürmen trotz der Hochsaison (alle schiebens auf den Klimawandel). Also wurde beschlossen, ein paar Tage in Havanna zu verbringen. Da die 3 Busse am Tag von den motivierten Touris um Tage voraus ausgebucht sind, (es gibt sie doch!) schließen wir uns mit zwei älteren Frauen zusammen und nehmen uns ein Taxi, sodass die Autofahrt am Ende ungefähr genauso viel kostet wie der Bus.
Was gibt es besseres, als mit Sack und Pack durchs verregnete Havanna zu laufen, ohne zu wissen, wo man die bald anbrechende Nacht verbringt? Gar nichts? Alles? Darüber kann gestritten werden. Als ich jedoch unser Hostel trotz mangelnden Orientierungssinns als erste gefunden habe, wurde klar, dass es überfüllt war, doch da jeder Kubaner immer jemanden kennt, der dem armen weißen Touri das geben kann, was er braucht. Vor allem bei 10€ die Nacht, wobei ein durchschnittliches Gehalt eines Kubaners ca. 30€ beträgt. Also hatten wir im Handumdrehen ein Zimmer in einer der zahlreichen Casa particular, einem B&B nach kubanischem Style. Unser Host empfing uns stilecht mit Rum und im Nebenraum traf sich ein Amerikanisch-Grönländisches Pärchen nach 10 Monaten Trennungszeit. Nach dem Akzeptieren unserer Situation beschlossen wir, Havanna erstmal von der kulinarischen Seite zu erkunden. Warum auch immer hat diese Stadt ein Chinatown, in welchem es deutsche Restaurants mit kubanischer Live-Musik gibt. Im Zuge unserer Reise gab es zwei Vergleichswerte, an denen wir die Qualität einer Bar festmachen: das immer und überall live gesungene Guantamera und der Mojito. Wenn diese beiden Punkte stimmten, wurde die Bar als gut befunden. Zudem durfte die Hemingway-Bartour nicht fehlen, in der Bodegita gabs in seinen Augen (aber nicht in meinen) den besten Mojito und in der Floridita den besten Daiquiri. Außerdem sagte Hem, dass ohne Alkohol und Frauen das Schreiben nicht klappen würde. An diese Philosophie scheinen sich auch die Menschen in Havanna zu halten. Vor allem viele alte ausländische Säcke, die junge Kubanerinnen ausführen, sind keine Seltenheit. Und die Kubaner haben gefühlt in jeder kleinen Stadt mindestens eine Bar, an welcher Hem mal einen Cocktail getrunken und für gut befunden haben soll. Hem war vielleicht einfach ein Alkoholiker, aber auf jeden Fall ein auch ein sehr gutes Geschäft für die Insel.
Innerhalb von nur einer Woche (und davon nur zwei Tagen in Havanna) haben wir ganz schön viel von der Kuba Bucketlist streichen können. Durch die Straßen laufen, durch welche Hem’s Romanfiguren liefen: check. Cuba Libre auf Cuba: check. Kubanischen Salsa in einer Bar mit live Musik auf Kuba tanzen: check. Kubanische Zigarren rauchen: check. Che zuwinken: check. Skinny dipping in the dark: check.
1.
Eins. Das Leben ist keine Huskeyfarm. Noch nicht.
2.
Zwei. Hitze, Eichhörnchen und gebrochene Herzen.
3.
Drei. Wie viele Deutsche braucht man um ein Bankkonto zu eröffnen?
4.
Vier. Kanadische Natur. Erste Annäherung.Folge der Route der Baleines
5.
Fünf. Hauptstadtflair. Blutmondflair.
6.
Sechs. And when the leaves begin to change. Life can be bloody amazing
7.
Sieben. Wochen. Montréal.
8.
Acht. All American Girl in Toronto
9.
Neun. Remember remember den Rest vom November.
10.
Zehn. Dezember. Reden wir kurz vom Winter
11.
Elf. Everyday I’m showeling
12.
Zwölf. Olà gracias oder zurück zum Sozialismus
13.
Dreizehn. Is this the start of something new?
14.
Vierzehn. Die Metro
15.
Fünfzehn. Travelling con el hermano
16.
Sechzehn. NYC. Eine Liste
17.
Siebzehn.My masterful letter about an excellent experience in the jazz hostels
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